Kein Schuss in den Ofen
Der Kachelofen – das Herzstück des Wohnzimmers. Für viele Familien ein nicht wegzudenkendes Element des gemütlichen Beisammenseins und eine CO2-neutrale und logische Wärmequelle unserer Heimat.
Zuallererst möchte ich Ihnen eine essenzielle Frage stellen: Was macht ein Hafner?
Ein Hafner baut Kachelöfen und wird auch Ofensetzer oder Ofenbauer genannt, er erbaut folglich Heizanlagen mit der Hand. Diese erzeugen Wärme durch das Verbrennen von Holz, mit dem Ziel, Räume zu beheizen. In technischer Sprache versteht man Kachelöfen als offene Speicher, die, je nach Bauweise, Energie über Wärmestrahlung zwischen 12 und 24 Stunden lang langsam an die Umgebung abgeben.
Wie lange sind Sie schon als Hafner tätig und wie viele Öfen hat Ihr Handwerk hervorgebracht?
Da muss ich kurz rechnen – es waren Pi mal Daumen 500 Öfen, die seit Beginn meiner Selbstständigkeit im Jahr 1997 entstanden sind. Das sind rund 20 Kachelöfen im Jahr.
Machen Sie das alles allein? Kachelofen bauen und das ganze Drumherum, das man als Selbstständiger zu erledigen hat?
Damals hat meine Frau Andrea die Kachelöfen mit ihren eigens hergestellten Kacheln verkleidet. Es war eine sehr mühevolle und genaue Arbeit. Mittlerweile konzentriert sie sich mit ihrem Keramikatelier auf andere Projekte. Immerhin hat sich der Stil der Inneneinrichtung, wie auch das Design der Kachelöfen, in den letzten 30 Jahren stark verändert. Der Trend entwickelte sich immer mehr in Richtung moderne Anlagen, gerade Formen, große Glasscheiben und einheitliche Kacheln aus der Massenproduktion. Aber ja, ich übernehme alle Arbeiten meines Unternehmens. Ich bin quasi mein einziger Mitarbeiter.
Ihre Frau ist also in einer ähnlichen Branche tätig?
Genau, Andrea ist Keramikerin, ich habe sie kennengelernt, als wir vor vielen Jahren bei einer Firma für Kachelöfen und Keramik zu arbeiten begonnen haben. Und auch unsere ältere Tochter Verena ist in unsere Fußstapfen getreten und führt mittlerweile ihr eigenes Atelier. Wir haben unsere beruflichen Schwerpunkte aufgeteilt: Andrea töpfert und modelliert, Verena hält Kurse und ich baue Kachelöfen. Jeder für sein eigenes Unternehmen, aber doch gehen unsere Arbeiten Hand in Hand und wir unterstützen einander.
Ist die Nachfrage ihres Handwerkes seit der Energiekrise höher?
Die Nachfrage ist seit dem Aufkommen des Themas ‚Blackout‘ gestiegen, nämlich enorm. Seit der Gaskrise sind die Anfragen nicht zu bewältigen. Das große Problem dabei ist, dass das benötigte Material nicht geliefert werden kann.
Das Material kann nicht geliefert werden?
Doch, es kommt schon an. Aber die Lieferzeiten haben sich von wenigen Tagen auf mehrere Wochen erhöht, die Einkaufspreise haben sich verdoppelt. Es ist für mich nicht mehr möglich, bereits abgeschlossene Aufträge kostendeckend auszuführen. Normalerweise erbaue ich einen Ofen für ein Einfamilienhaus, je nach Ausführung, innerhalb von 5 bis 10 Tagen. Jedoch dauert es für den Kunden, aufgrund der derzeitigen Lieferprobleme, bis zu einem Jahr, bis alle Bauteile bei mir eingetroffen sind, und ich mit meinen Arbeiten beginnen kann.
Wird Ihre Arbeit von den Auftraggebenden wertgeschätzt?
Kunden schätzen meine Handarbeit sehr, sehen gespannt zu, wie ein Kachelofen aus dem Nichts entsteht und freuen sich über das fertige Werk, als Herzstück ihres Wohnbereiches. Das brennende Holz schafft durch die sonnenähnlichen Strahlen nicht nur Wärme, sondern auch Gemütlichkeit und lässt beim Verweilen vor den Flammen die Zeit vergessen. Das Zusammensitzen mit der Familie erhält eine neue Qualität. Die Auftraggeber sind im Nachhinein auch oftmals überrascht, wie effizient ein Ofen ist und wie viel Energiekosten plötzlich wegfallen.
Kann man mit einem Kachelofen also langfristig Kosten einsparen?
Ein Kachelofen amortisiert sich, je nachdem wie er betrieben wird, nach wenigen Jahren. Besonders mit den heutigen Energiepreisen, lohnt sich der Ofen recht schnell. Es ergeben sich auch kaum Erhaltungskosten. Geringe Wartungsarbeiten, wie der Austausch von Dichtungen oder Fugen, sind unabdingbar. Jedoch mit guter Behandlung des Ofens, lebt dieser nahezu wartungsfrei, eine Ewigkeit. Wenn man dann auch noch die Möglichkeit hat, sein Holz selbst zu produzieren, fallen laufende Fixkosten für die Raumwärme komplett weg. Rein der eigene Arbeitsaufwand zählt – eine sehr ursprüngliche Art und Weise sein Heim zu heizen.
Nicht jeder besitzt Wälder und muss Holz zukaufen. Wie viel kostet Holz und ist Holz ein günstigerer Brennstoff, verglichen mit beispielsweise Öl?
Holz kostet pro Raummeter circa 145 Euro, und ein Raummeter entspricht rund 700kg. Beim Heizen kommen 3 Kilogramm Holz, einem Liter Öl gleich. Wenn man konkret ausrechnet, welcher Stoff ein durchschnittliches Einfamilienhaus günstiger heizt, gewinnt das Holz deutlich. Das für einen kalten Tag benötigte Holz, erhält man um rund 6 Euro. Das Öl für dieselbe Heizleistung, kostet 13 Euro. Holz kostet, trotz der noch nie so hohen Einkaufspreise, weniger als die Hälfte.
Kann ein Kachelofen, ohne zusätzlicher alternativer Heizung, ein ganzes Haus warmhalten?
Hier muss man aufpassen: Ein Ofen wird Alternativen nie ganz ersetzen, beispielsweise wird das Brauchwasser selten durch den Kachelofen gewärmt, der müsste dann selbst im Sommer beheizt werden. Jedoch kann ein Kachelofen die Raumwärme für eine Fläche von bis zu 150m2 erzeugen, ohne zusätzliche Energiezufuhr, unabhängig vom Stromnetz. Einfamilienhäuser sind in Bezug auf warme Raumtemperaturen mit einem Kachelofen also sicher und gut aufgestellt und in dieser Hinsicht, unabhängig von anderen Energiequellen.
Ist der Ofen die Zukunft des Heizens?
Das entscheiden die Kunden und die Politik. In der ländlichen Gegend bin ich mir sicher, dass diese Art zu heizen die nachhaltigste ist. Das Holz wächst regelrecht vor der Haustür, viele Familien besitzen eigene Wälder und beschaffen ihr Holz selbst. Andere kaufen ihr Holz bei regionalen Landwirten. Die Wertschöpfung bleibt also in Österreich. Der Verkauf stützt die Bauern und die österreichische Wirtschaft.
Haben wir in Österreich auch in Zukunft genug Wälder und Holz?
Das Holz wächst regional und wir haben mehr als genug davon. Das Beste daran ist, dass der Wald schneller nachwächst als er verheizt werden kann. Dazu kann ich nur aus meinen eigenen Erfahrungen berichten: ich besitze 2 Hektar Wald und beschaffe zusammen mit meiner Familie so viel Holz, dass wir 5 Kachelöfen die ganze kalte Saison über beheizen können. Und der Wald wird immer dichter und höher, also geht die Rechnung auf: Wir heizen CO2-neutral!
Das hört sich super an! Also wenn ich einen Ofen von Ihnen bauen lasse, was brauche ich theoretisch noch, um diesen betreiben zu können?
Für die Raumwärme eines Einfamilienhauses im Hochwinter, braucht man 2 mal 12kg Holz am Tag. Wenn man alles selbst beschaffen will, braucht man folglich einen halben Hektar Wald für einen Kachelofen. Dieser Wald muss nicht unbedingt geschlägert werden. Denn rein der Zuwuchs, das Schad- und Todholz, welches bei der Waldpflege ausfällt, reicht aus, für ein nachhaltig warmes zu Hause. Und dann fehlt nur noch das Feuerzeug, das wars!
Was empfehle Sie als Fachmann privaten Haushalten, die mit Gas heizen und das ändern wollen?
Für langfristige Änderungen würde ich empfehlen, einen Fachmann zu kontaktieren. Eine Beratung, welche Alternativen für die betroffenen Haushalte in Frage kommen, ist der erste Schritt. Ziel sollte sein, von Gas und Strom unabhängig zu werden. Kommt es zu größeren Problemen und Ausfällen, sitzt man nicht im Kalten. Und auf Dauer spart man eine Menge Geld.
Und gibt es auch Tipps für kurzfristige Maßnahmen?
Kurzfristig empfiehlt sich sicher zu stellen, zumindest eine Heizstelle im Haus zu haben, welche unabhängig von Strom und Gas funktioniert. Diese soll Wasser wärmen können und eine Kochmöglichkeit bieten. Dabei spreche ich von holzbetriebenen Küchenherden oder Schwedenöfen. Auf jeden Fall soll die Möglichkeit bestehen, sich mit festen Brennstoffen über einige Tage retten zu können, falls es zu Engpässen bei der Lieferung von Strom und Gas kommt.
Haben Sie einen letzten Energiespar-Tipp, in ihrer Position als Hafnermeister?
In Bezug auf Kachelöfen kann ich raten, diese nicht als Möbelstück oder Einrichtung anzusehen. Sondern eher pragmatisch zu begreifen: als eine effiziente Art des Heizens, ohne extra verspielte Details und ausgefallener Optik. Die zusätzlichen Materialien, die dafür benötigt werden, die Zeit, die dies extra beansprucht, können eingespart werden. Im Grunde kann ich Kachelöfen rein aus Schamotte-Platten und Lehm erstellen. Auch diese sind sehr schön und sind auf jeden Fall eine günstige Variante, um Häuser umweltfreundlich zu heizen.
Kachelofenbau Krug
https://www.kachelofenbau-krug.at
7434 Bernstein
Telefon: 0664/5045144
Fotos beigestellt von Reinhard Krug
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