Im Krisenjahr 2022 steht der Kryptomarkt vor einem Umbruch. Nun macht auch noch der Onlinebezahldienst Paypal mit.
Das setzt die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck: Sie will mit einem digitalen Euro gegensteuern. Im Gegensatz zu anderem Kryptogeld sichert die Europäische Zentralbank die Stabilität der Währung.
Europas Währungshüter beginnen mit Testphase.
Heute schon mit Bitcoins bezahlt? Die sogenannte Kryptowährung setzt sich im Zahlungsverkehr immer stärker durch. Nun macht auch noch der Internetzahlungsabwickler Paypal mit. Und selbst die chinesische Notenbank testet ein System für digitales Geld. Das setzt die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck. Es geht um die Kontrolle der Geldflüsse und die Stabilität des Finanzsystems.
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„Ritterschlag“: Paypal-Kunden in den USA sollen auch andere Kryptowährungen kaufen können
In verschiedenen Restaurants und Kneipen können Kunden mit Bitcoins bezahlen. Der Reisevermittler Expedia akzeptiert das Cybergeld ebenso wie der Mahlzeitendienst Lieferando. Das digitale Bezahlen ist offenbar nicht mehr aufzuhalten. Dann kam Mitte der Woche auch noch das, was Finanzmarktexperten als „Ritterschlag“ bezeichnen: Paypal kündigte an, dass Kunden in den USA neben Bitcoins auch andere Kryptowährungen kaufen, verkaufen und dort virtuell aufbewahren können.
Mit Beginn des nächsten Jahres soll es zudem möglich sein, die elektronischen Devisen als ganz normales Zahlungsmittel zu nutzen. Das könnte einiges in Bewegung setzen, denn damit würde der Weg für eine internationale Währung geebnet, die Geldströme beschleunigt. Über Bitcoin-Konten könnten Nutzer Währungsschwankungen bei Euro, Dollar und Co. umgehen. Mit erheblichen Folgen: Immerhin hat Paypal im zweiten Quartal Zahlungen mit einem Volumen von 222 Milliarden Dollar abgewickelt. Das Unternehmen verwaltet weltweit 346 Millionen Konten. Es ist ein wichtiger Pfeiler im globalen Onlinehandel.
UMFRAGE: Sollten Kryptowährungen stärker reguliert werden?
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Bitcoins: Von der Guerillawährung zum Spekulationsobjekt
Die neuen Währungen sind die Fortführung des üblichen Umgangs mit Geld – nur mit komplett anderen Mitteln. Wenn heute der Arbeitgeber das Gehalt in Euro zahlt, dann ist das auch schon eine digitalisierte Transaktion. Längst gibt es keine Lohntüten mehr mit Scheinen und Münzen. Vielmehr führt der Computer des Arbeitgebers einen Befehl aus, der Ziffernfolgen enthält. Damit generiert der Computer einer Bank Ziffernfolgen, die zu einer Gutschrift auf dem Konto eines Kunden werden. Nichts anderes geschieht im Prinzip bei Bitcoin-Transaktionen. Wird aber in Euro abgerechnet, steht dahinter die EZB. Die garantiert in letzter Instanz nicht nur, dass der Nutzer für den Betrag, der auf dem Konto verbucht ist, echtes Bargeld bekommt. Die EZB kontrolliert und steuert auch die Geldflüsse, um die Stabilität der Währung in der Euro-Zone zu sichern.
Beim Bitcoin-System gibt es keine zentrale Instanz.
Es ist vielmehr ein dezentrales Buchungssystem, an dem Tausende Computer beteiligt sind. Zahlungen werden verschlüsselt und miteinander verknüpft, um zu gewährleisten, dass die Transaktionen den richtigen Teilnehmern zugeordnet werden und dass jeder Bitcoin nur einmal ausgegeben wird. Bitcoins wurden einst auch als eine Art Guerillawährung gefeiert, die sich gegen die Macht der Notenbanken und der Finanzindustrie stemmt. Inzwischen sind die digitalen Münzen vor allem ein Spekulationsobjekt. Ende 2017 kostete ein Bitcoin rund 20.000 Dollar. Dann platzte die Blase, es ging um fast 90 Prozent nach unten. Einem zweiten Hoch folgte ein abermaliger Abstieg – diesmal mit der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie. Mitte März war ein Bitcoin für 3550 Euro zu haben. Am Freitagmittag kostete er zeitweise knapp 11.000 Euro – der höchste Wert seit anderthalb Jahren. Als Grund für das Plus gaben Börsianer die Nobilitierung durch Paypal an.
EZB will mit digitalem Euro als Alternativangebot gegensteuern
Der Erfolg der Digitalwährung macht Notenbänker weltweit nervös. Zumal Facebook ebenfalls an einer eigenen Währung namens Libra bastelt. Die Angst: Unkontrollierbare Verwerfungen bei neuen Spekulationsblasen. Bankkunden könnten dann ihre Euro-Konten massenweise abräumen, um in die Cyberwährung zu investieren. Das könnte zunächst Kreditinstitute und dann auch die sogenannte Realwirtschaft in Schieflage bringen – bis hin zu einem Kollaps des Finanzsystems, so wie es 2009 beinahe geschehen wäre. Deshalb will die EZB jetzt gegensteuern mit einem digitalen Euro als Alternativangebot, das die gleichen Vorzüge wie Bitcoin und Co. bietet, vor allem die effiziente elektronische Abwicklung von Zahlungsverkehr – auch von Smartphone zu Smartphone. Erste Tests und Simulationen laufen. Mitte 2021 soll entschieden werden, ob, wann und wie der Digital-Euro kommt. Fest steht, dass er immer im Verhältnis eins zu eins zum konventionellen Euro umgetauscht werden kann. Damit werden Währungsrisiken für Verbraucher ausgeschlossen.
Keine „Wertaufbewahrung“: Digitaler Euro soll nur als Zahlungsmittel genutzt werden
Klar ist auch, dass Nutzer dafür ein Konto direkt bei der EZB einrichten müssten, aber nur mit einem begrenzten Guthaben. 3000 Euro sind im Gespräch, wobei es aber die marktüblichen Zinsen geben soll.
Der Hintergrund: Unter anderen hat Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz gerade davor gewarnt, dass auch der digitale Euro „eine Destabilisierung des gesamten Finanzsystems“ bewirken könnte. Er befürchtet einen Ansturm auf die Banken in Krisenzeiten: wenn Kunden befürchten, dass ihr Institut pleite geht und sie dann ihr ganzes Geld bei der EZB, die nicht kollabieren kann, digitalisiert in Sicherheit bringen. Deshalb gibt es die Begrenzung der Guthaben. So soll sichergestellt werden, dass die digitalen Euro nur als Zahlungsmittel und nicht zur „Wertaufbewahrung“ genutzt werden.
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Pro: Abwarten wäre zu riskant
Die EZB forciert ihre Arbeit an einem digitalen Euro, also Geld, das sie direkt in elektronischer Form ausgibt. Dazu tritt sie nun in Dialog mit Bürgern und Vertretern der Zahlungsbranche und führt interne Tests durch. Mitte nächsten Jahres will sie über das Projekt entscheiden. Sie täte gut daran, sich für den digitalen Euro zu entscheiden und die Entwicklung voranzutreiben.
Gewiss sind momentan noch viele Fragen offen, etwa was die Ausgestaltung angeht. Dennoch lohnt es sich, das Wagnis einzugehen. Weitaus riskanter wäre es, wenn Europa bei dieser potenziellen Schlüsseltechnologie den Anschluss verliert.
Denn aufgrund der Struktur des Zahlungsverkehrs erreichen Vorreiter schnell eine Vormachtstellung. Je mehr Nutzer eine Digitalwährung hat, desto attraktiver wird sie. Daher wäre es naiv, allein auf die Kräfte des Marktes zu vertrauen.
Die chinesische Notenbank arbeitet bereits seit dem Jahr 2014 an einer eigenen Digitalwährung. Im April hat sie damit begonnen, sie lokal begrenzt zu testen. Auch Facebook möchte noch in diesem Jahr mit seiner Zahlungslösung Libra an den Start gehen. Wenn Europa jetzt nicht ebenfalls die Planungen vorantreibt, hat es diesen Entwicklungen nichts mehr entgegenzusetzen.